Spitzbergen um Pyramiden 2010
Im Jahr 2008 hatte ich auf meine dazugehörige Internetseite auf nordpaul.de geschrieben: "Die Inselgruppe Spitzbergen: frühere Heimat der Polarforscher, Abenteurer und Entdecker. Für Mitteleuropäer ist sie gefühlt sehr weit entfernt. Nur ein Traum. In jungen Jahren konnte ich von Spitzbergen nur lesen. Im August 2008 war ich für zwölf Tage und zwölf helle Nächte dort." Nun kann ich mit noch größerer Freude ergänzen: Im August 2010 war ich schon wieder auf Spitzbergen. Dieses Mal sogar für 17 Tage - bei fast niederschlagsfreiem Wetter.
Bei meiner Ankunft im norwegischen Hauptort auf Spitzbergen, Longyearbyen, begrüßt mich strahlender ungestörter Sonnenschein. Mein Zelt ist schnell auf dem Campingplatz am Flughafen aufgestellt. Danach geht es die übliche Stunde zu Fuß in den Ort hinein, um dort im COOP Svalbard alle notwendigen Nahrungsmittel für die bald folgenden Tage in absoluter Wildnis einzukaufen. Dazu gehören u.a. Nudeln, Knäckebrot und Marmelade in der Tube (22,- norwegische Kronen, Umtauschkurs 2010 war 8,- NOK = 1 Euro). Auch die große Kartusche mit Propan-Butan-Gas (80,-) für den Primuskocher darf nicht fehlen.
Als sofort zu verzehrende Belohnung gönne ich mir mal wieder leckeres Backwerk: Skolebrød (16,-) und ein mit Käse überbackenes Baguette (16,-). Am nächsten Tag sehe ich mir die frühere Kohlemine Gruve 2b, die am Westhang über dem Longyeardal thront, etwas näher an. Unter freiem Himmel sind es 6 Grad Celsius. Die Sonne scheint. Der alte Grubeneingang jedoch ist gänzlich zugefroren.
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Isfjord |
Gruve 2b |
Longyeardal |
Sommer-Eis |
In den nächsten Tagen treffen auch die drei anderen Teilnehmer der internationalen Expedition ein. Es muss noch Einiges organisiert werden, unter anderem leihen wir uns zwei Gewehre aus, um bei einem Kontakt mit Eisbären gerüstet zu sein.
Auf kleinen Wanderungen sehen wir etwas von der Umgebung Longyearbyens: so auch Fossilien am Gletscherrand und Polarfuchs-Spuren. Abends gibt es noch eine Pizza (140,-) und ein Birnen-Cider (40,-) als letzte Stärkung vor dem großen Abenteuer. Die Mitternachtssonne und die daher nie enden wollende Helligkeit hebt die Stimmung immer weiter. Die hier konstant unter 10 Grad Celsius im August(!) wirken gar nicht so kalt.
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Fossilien |
Polarfuchsspur |
Longyear-Tal |
Kohle-Seilbahn |
fast 24 Uhr |
Dann geht es schließlich los mit dem Tagestouristen-Schiff MS Polargirl (750,- einfache Fahrt) zum sowjetischen Geisterort Pyramiden. Er war einst neben dem heute noch bewohnten russischen Barentsburg eine Bergbausiedlung mit über 1000 Einwohnern, die im Jahr 2000 endgültig aufgegeben worden ist. Heute versuchen in den Sommermonaten ein paar Bauarbeiter die Gebäude vor Überschwemmungsschäden zu bewahren.
Pyramiden kenne ich schon von meiner Reise im Jahr 2008. Diesmal wandern wir auch den Berg hinauf, der dem Ort seinen Namen gab. Eine überdachte Kohlebergbahn führt zur Mine auf rund 400 m hoch. Dort sieht es wegen Hangbewegungen etwas unordentlich aus. Von der Mine wandern wir weiter auf den steilen felsigen Berg hinauf. Überall liegt loser Schotter in allen möglichen Größen und Farben. Er bietet keinen richtigen Halt beim Gehen. Der Gipfel ist 935 m hoch. Wir geben uns wegen des lockeren Gesteins und der steil abfallenden Bergflanken mit rund 850 m zufrieden. Der Blick kann auch von dort sehr weit schweifen.
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Skansebukta |
Nord-Blühen |
Pyramiden Ort |
Sportkomplex |
Kohletransport |
Minenbergbahn |
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Hangmine |
Parabolspiegel |
geschottert |
Pyramidentop |
Plateauberge |
Auch wenn Pyramiden schon fast wie Wildnis ist, weil es im Ort nichts gibt, außer einmal täglich ein Schiff, das für zwei Stunden anlegt, so geht es am nächsten Tag dann doch so richtig in die nordische Eis-Wildnis. Der Weg führt uns zwei Tage lang über relativ flache Gletscher. Sie tragen Namen wie Bertilbreen, Svenbreen, Hoelbreen oder Hørbyebreen. Sie führen uns mehrmals auf über 600 m hinauf, aber auch wieder einige hundert Meter hinunter. An den ersten beiden Tagen sind wir insgesamt 16 km und 30 Stunden auf Gletschern unterwegs. Klar, dass wir auf dem Gletscher am Abend kochen und danach zelten.
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Bärentatze? |
Svenbreen |
Eis-Zelten |
Hoelbreen |
See auf Eis |
Spalte |
Unser nördlichstes Zeltlager auf einer Anhöhe im Hørbyedal dient uns drei Tage lang als Basislager für Tagestouren. Unverzichtbar ist dabei jede Nacht der Eisbärenschutz: eine Angelschnur ist mit etwas Abstand um die Zelte gespannt und am Ende an eine Konstruktion aus Töpfen geknüpft. Wenn nun ein Eisbär - oder ein beliebiges anderes Wesen - die Schnur durchschreitet, fällt der Topfturm unter lautem Scheppern zusammen und weckt uns dabei hoffentlich auf, so dass wir den Eisbären verjagen und uns erfolgreich gegen ihn wehren können. Soweit kommt es aber zum Glück nie.
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Eisbärschutz |
Hørbyedalen |
Sonnengipfel |
Zeltlager |
Couscous |
Nun beginnt der Tag, an dem ich auf diesem Planeten so weit nach Norden gelange, wie noch nie zuvor. Über die Gletscherzunge des Ragnarbreen geht es immer weiter auf das riesige Gletscherfeld des Mittag-Lefflerbreen hinauf. Zur linken sehen wir den Berggipfel Sfinksen mit 905 m Höhe. Davor liegt uns der kurze Gletscher McWhaebreen zu Füßen.
Im Norden aber sehen wir vom Tarantellenryggen aus den Austfjord, der das südliche Ende des Wijdefjords ist. Wer diesem Fjord folgt, findet (nach einigen hundert Kilometern Polarmeer) direkt zum Nordpol. Dies ist also der nördlichste erreichte Punkt in meinem bisherigem Leben. Eine grandiose Aussicht bietet sich.
Wir drehen aber wieder nach Süden und wandern vorbei an der Felsformation Tarantellen. Nach 17 km, davon 8 km auf Gletschern, sind wir zurück an den Zelten. Am nächsten Tag prüft sehr starker Wind die Qualität des Materials und die Standfestigkeit der Zelte. Mein Helsport-Zelt hält. Und dann geht es auch schon wieder langsam zurück in Richtung mehr Zivilisation. Zuvor muss noch ein weiter eisiger Fluss mit nackten Füßen durchquert werden, was unfallfrei gelingt.
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Ragnarbreen |
Gletscherloch |
Wijdefjorden |
Lefflerbreen |
Sfinksen |
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Tarantellen |
Schneefeld |
Zelt bei Sturm |
Svenbrehøgda |
Nordenskiöldbre |
Zurück in Pyramiden gucken wir uns den Ort und die nähere Umgebung noch etwas intensiver an. Das Wetter ist weiterhin beeindruckend gut.
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Stadtplan |
Kraftwerk |
Pyramiden |
Sonnenstrahl |
Schotterpiste |
Sommerhaus |
Direkt am Hafen steht das alte Kohlekraftwerk. Wir schauen uns im (vielleicht baldigen?) Industriemuseum genauer um. Ich selbst klettere auch noch an einem der beiden Kamine / Schornsteine bis zur Hälfte nach oben. Dann trifft das Schiff für unsere Rückreise nach Longyearbyen ein. Ein letzter Gruß geht nach Pyramiden.
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Kraftwerk |
Anzeiger |
auf dem Kamin |
Wir fahren mit dem Schiff MS Langøysund, das der MS Polargirl leider nicht das Wasser reichen kann, zuerst an die mächtige Gletscherkante des Nordenskiöldbre ganz dicht heran. Dann geht es auf immer stürmisch werdender See am Bünsowland vorbei auf den offenen Isfjord. Ich habe selten ein so bewegtes Schiff erlebt (und überlebt).
Nach einem zünftigen Buffet voller nordischer Köstlichkeiten im Radisson Blu-Hotel (325,-) überrascht uns am Tag unseres Rückflugs der erste Schnee im Flachland - morgens auf unseren Zelten. Adjø Svalbard!
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Gletscherkante |
Bünsowland |
rauhe See |
Adventfjord |
erster Schnee |
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Letzte Änderung vom 26.04.2018
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