Im August 2009 war ich gut zwei Wochen lang in den westlichen Landesteilen Norwegens unterwegs. Neben den vielen imposanten Eindrücken von unterwegs gab es zwei größere besonders beachtenswerte Naturlandschaften: die abgelegene Halbinsel Stadlandet am Vestkapp Norwegens direkt am Atlantik und der eingekeilte Steinblock am Kjerag über dem Lysefjord, der den Namen Kjeragbolten trägt.
Die Fahrt nach Norden führte uns mit dem Pkw quer durch Dänemark nach Hirtshals und von dort mit der Schnellfähre nach Kristiansand in Südnorwegen. Im weiteren Verlauf wartete noch die eine oder andere weitere Fähre auf uns, wie beispielsweise am Hardangerfjord. Nach zwei Übernachtungen schließlich erreichten wir die Halbinsel Stadlandet, auf der auch der westlichste Festlandspunkt Norwegens liegt: das Vestkapp.
Stadlandet ist ein Teil der Kommune Selje, die wiederum die nördlichste in der norwegischen Provinz Sogn og Fjordane ist. Das Stadland ist sehr dünn besiedelt und nur in den Tälern bewaldet. Von den teils 500 Meter hohen Bergen bietet sich daher ein hervorragender Weitblick. Den genießen auch die vielen Schafe auf den grünen Hängen. Wir haben übrigens im kleinen Örtchen Honningsvåg gewohnt.
Allgegenwärtig ist der weite Atlantik, der sehr aufgewühlt, aber gelegentlich auch ziemlich ruhig sein kann. Stadlandet ist die Gegend Norwegens, die Island am nächsten liegt. Diese gewisse Nähe kann auch auf dem Friedhof in Ervik entdeckt werden, wo die älteren Namen noch nach dem isländischen Prinzip geschrieben werden (beispielsweise Paulsdatter = Pauls Schwester). Und der Nachname ist die alte Bezeichnung des heutigen Ortes (Aarvig = Ervik).
Obwohl ich bereits im Jahr 1995 das erste Mal nach Norwegen gereist war, habe ich erst auf dieser Tour im Jahr 2009 meine erste Gletscherwanderung unternommen. Das Wetter war mäßig, das Erlebnis dennoch einfach großartig. Als kleiner Mensch über eine große eisige Gletscherzunge gehen, die nur Teil eines noch viel mächtigeren Gletschers ist.
Mehrere Tage verbrachten wir dann im westlichen Bereich des Sognefjords, dem größten Fjord in Norwegen. Der Låtefoss donnerte bei der Rückfahrt gen Süden nach einigen Regentagen kraftvoll ins Tal hinab.
Ein sehr würdiger Abschluss der Norwegenreise war die Tageswanderung zum Kjerag. Direkt am Lysefjord (westlich von Stavanger) erstreckt sich das über 1000 Meter hohe Gebirgsmassiv Kjerag. Der Fels ist glatt geschliffen, aber auch sehr zerklüftet - und natürlich unbewachsen.
In einer der Felsspalten hat sich ein rund 5 m³ großer eiförmiger Steinblock verkeilt. Unter ihm befindet sich ein kleiner, jedoch 715 m hoher Wasserfall (Kjeragfossen). Der Lysefjord liegt fast 1000 Meter schräg unter dem Stein. Die Felswände fallen bis zu 900 Meter senkrecht ab. Ein extremer Ort.
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Die insgesamt 12 km lange Wanderung (hin und zurück) haben wir in sechs Stunden absolviert. Sie führt fast nur über glatt geschliffenes Gestein. An einigen steilen Abschnitten bieten Eisenketten zusätzlichen Halt. Bei Regen, Nebel oder Nässe würde ich diese Wanderung nicht gehen. Der Stein ist übrigens fest und stabil zwischen den beiden Felswänden eingeklemmt: ich habe das persönlich getestet, als ich schwungvoll auf ihn raufgesprungen bin - und er hielt...