Rund 161 km wanderten wir im Juli 2006 durch die höchste Bergregion Norwegens: Jotunheimen. An den elf Tagen ging es dabei insgesamt rund 7250 m aufwärts. Die Temperaturen waren (bei 1000 m über dem Meer) hochsommerlich warm mit um die 20°C. An fast allen Tagen schien die Sonne.
Das Ziel der Reise war es, mal wieder richtig naturnah durch die Berge zu wandern. Um das Gepäck (Zelt...) und damit das Gewicht etwas zu verringern, boten sich die Übernachtungen in den norwegischen Berghütten des DNT an. Im Vergleich zu den Abendmenü-Preisen (ca. 33 Euro) kostete die Nacht für DNT-Mitglieder im Schlafsaal meist nur 10 bis 20 Euro (2006).
Nach dem Flug nach Oslo und einer zentrumsnahen Übernachtung im Anker-Hostel ging es am nächsten Morgen um kurz nach Neun per Bus in Richtung Jotunheimen weiter. Nach fünf Stunden Fahrt erreichte der Bus Gjendesheim. Dann sind wir gleich noch auf die ersten Berge hochgewandert.
Während der nächsten Tage sind wir mit vollem Gepäck (fast 20 kg), bei viel Sonnenschein und mit ausgiebigen Pausen zu den nächsten Hütten in Memurubu, Gjendebu, Olavsbu und Leirvassbu gewandert. Die Hütten bieten meist über hundert Betten und die Küche ist bedient. Es wird garantiert, dass jeder Wanderer aufgenommen wird.
Die ersten Tage waren geprägt vom langgezogenen, türkisfarbenen See Gjende und den steilen Bergen zu beiden Uferseiten. Auch der Berggrat Besseggen war immer wieder zu sehen. Später erschienen auch die ersten Gletscher und Schneefelder in scheinbar greifbarer Nähe. Und die Sonne schien...
Vom Hüttendorf Spiterstulen haben wir am siebten Wandertag den Aufstieg zum höchsten Punkt Norwegens gewagt - zum Galdhøpiggen mit 2469 Metern über Null. Das bedeutete 1366 m nach oben wandern und ggf. klettern und danach auch wieder runter. Der markierte Pfad führte über viele Geröll- und Steinfelder, aber auch über Altschnee, der nie wegtaut. Auf dem Rückweg konnten die steilen Schneefelder (meist unweit von tiefen Abhängen) zum Schuh-Skifahren genutzt werden. Ein Spass, den die Wanderer vom benachbarten Styggebrean (Richtung Juvasshytta) wohl nicht hatten.
Am nächsten Tag sind wir von Spiterstulen durchs Hochtal Skautflye und an den wüstenähnlichen Geröllseen Veslgluptjønnen vorbei nach Glitterheim gewandert, um am neunten Tag auf den zweithöchsten Gipfel Norwegens, den Glittertind mit 2464 Metern zu wandern.
Im Gegensatz zum Galdhøpiggen ist die Gipfelregion des Glittertinden komplett mit Schnee und Gletschern bedeckt, so dass sich Steigeisen empfehlen. Obwohl ich den Gipfel als den schöneren der beiden empfinde, waren vergleichsweise wenige Wanderer unterwegs. Kurz vor der Bergspitze mussten wir umkehren, da ein Gewitter mit Hagel über uns hinwegzog.
Am vorletzten Tag wanderten wir wieder in bekanntes Gebiet zurück - nach Memurubu (übrigens die teuerste Hütte). Dabei sahen wir noch einmal den Sjugurdtinden, auf den wir am dritten Tag bereits hinaufstiegen sind.
Am elften Tag schließlich ließen wir unsere nur noch 10 kg schweren Rucksäcke per Boot (fährt zwischen Gjendesheim, Memurubu und Gjendebu) nach Gjendesheim bringen, um unbeschwert über den Besseggen zu wandern. Der Berggrat Besseggen ist ein sehr berühmtes Fotomotiv, da er ganz schmal zwischen den Seen Gjende (984 m hoch) und Bessvatnet (1373 m hoch) liegt. Auf dem Weg nach Gjendesheim geht die Wanderroute hinter der schmalsten Stelle dann auch noch sehr steil den Fels hinauf. Klettern inklusive - zum Glück ohne schweres Gepäck. Aber mit Sonnenschein. Das war Jotunheimen in Norwegen.